WIE ALLES BEGANN...

von der Marionette zum Museum

 

von Peter Scharte:

Zu einer geschenkten „Lehrer“-Marionette sollten sich weitere 3 bis 4 Marionetten gesellen um eine Ecke im Esszimmer zu dekorieren. Sollte es ein Bäcker, Förster oder Winzer sein?

Da der hohe Kaufpreis die Beschaffung nicht zuließ, war Selbstbau angesagt. Noch in der Planungsphase kam aus dem Kreis der Familie der Vorschlag, mit einer Fasnachts-Marionette zu beginnen. Naheliegend in der Narrenhochburg Offenburg mit seinen vielen Narrenzünften. Die Narren-Maske in Miniatur könnte bei einer Zunft als sogenannte Sammlermaske bezogen werden. Gesagt getan. Um das „Kleidle“ der Marionette maßstabs- und farbgetreu anzufertigen, wurde als Vorlage ein Orginal-Häs von einem Freund ausgeliehen.

Als die Marionette fertig am Spielkreuz hing, war alles zur Zufriedenheit bis auf die gekaufte Maske. Die Maske war zu klein, die Maskenzüge zuwenig ausgebildet und zu grell bemalt.

Um dem gesteckten Ziel eine möglichst detailgetreue verkleinerte Narrengestalt nachzubilden, musste die Maske also selbst hergestellt werden. Die Miniaturmaske in Holz herzustellen wurde verworfen. Ein Test mit einer luftaushärtenden Modelliermasse war erfolgreich. Das Anmalen mit Wasserfarben bereitete kein Problem.

Das Motiv der „Narrengestalt“ gefiel dem Familienrat, sodass entschieden wurde, auch die weiteren Marionetten sollen Nachbildungen örtlicher Narrenzünfte sein. Die geplante Anzahl an Marionetten für das Ausschmücken der Ecke im Esszimmer war fertig. Aber es gab noch so viele schöne Motive! Ein Bazillus hatte die Familie befallen! Marionette um Marionette wurde hergestellt. Immer mehr Narrengestalten bevölkerten die Zimmer und Flure. Mitte 2001 wurde die 100. Marionette aufgehängt. Alles Abbilder existierender Narrenfiguren aus dem schwäbisch-alemannischen Raum.

Während der 5. Jahreszeit ist Ruhezeit mit der Herstellung weiterer Marionetten. Die Narrenzünfte brauchen Ihre Narrenkleider jetzt selbst und können sie somit nicht ausleihen. In dieser Zeit werden bei Narrentreffen und – umzügen nach ansprechenden Motiven Ausschau gehalten. Kontakte geknüpft, Termine für das Überlassen der „Häser“ vereinbart.

2012 - Eigenes Museum

Seit Dreikönig 2012 hat die Gemeinde Ortenberg Peter Scharte die Räumlichkeiten im "Alten Schulhaus (nicht "Altes Rathaus"!) für eine Dauerausstellung überlassen. Damit ging für Peter Scharte ein großer Traum in Erfüllung - ein eigenes Museum für seine Fastnachtmarionetten. Alle 200 Marionetten sind nun ganzjährig ausgestellt. Es sind feste und variable Öffnungszeiten für Besucher eingerichtet. Gruppen können variable Besuchszeiten vereinbaren.

Neben den Marionetten werden auch eine große Anzahl an Original-Requisiten wie Neck-, Lärm- und Symbolgeräten präsentiert. Also Saubloder, Streckschere, Rätsche, Klepper, Rassel, Glocken und Korkenzieher ... Deren Bedeutung und Anwendung wird fachkundig erklärt.

Auf Wunsch dürfen die Geräte auch selbst betätigt werden. Gerade für Kinder eine willkommende Ablenkung vom "Bitte nicht berühren" der ausgestellten Marionetten.